Kamar kecil
Kamar kecil ist der “kleine Raum”, in den Indonesier sich zurückziehen, um buang air kecil oder buang air besar, kleines oder großes Wasser wegzuwerfen. Alternativ kann man dort auch mandi (sich waschen).
Der geneigte Leser hat es sicherlich schon erraten: Es geht um Toiletten. Diese sind in Indonesien grundlegend anders als in Europa, daher werde ich hier einen Überblick und eine Anleitung geben, welche Eigenheiten es bei der Benutzung zu beachten gibt.
Der Grundaufbau einer indonesischen Toilette: Ein Loch im Boden, das auf beiden Seiten mit Fußrasten versehen, immer etwas erhöht angelegt. Daneben ein Wasservorrat, meist in einem gemauerten Becken, manchmal auch nur in einem großen Plastikeimer. Dazu gibt es eine Schöpfkelle in einer möglichst häßlich bunten Farbe. Irgendwo in der Mitte des Raumes gibt es einen Abfluß im Boden, außerdem einen Wasserhahn zum Auffüllen des Wasservorrates.
Hier eine etwas einfachere Ausführung, platzsparend ohne gemauertes Becken, dafür gibt es aber -- Ton in Ton -- einen großen Wassereimer nebst Schöpfkelle.
Was nun im Unterschied zur europäischen Toilette auffällt: Loch im Boden vs. WC-Sitz, kein Toilettenpapier, kein Waschbecken. Tja, und nun?
Hier also eine Anleitung, wie eine solche Örtlichkeit zu bedienen ist:
Grundsätzlich ist der Boden immer naß, das kommt daher, daß dies gleichzeitig der Waschraum ist, den Moslems für ihre traditionelle Waschung vor jedem Gebet benutzen. Und Waschen der Arme, Füße und des Gesichtes geht nun mal nicht ohne einen gewissen “Streuverlust”. Außerdem ist der Raum auch genereller Duschraum, indem man sich mit der Schöpfkelle Wasser von Kopf bis Fuß übergießt, eine separate Dusche gibt es nicht. Also auf einen nassen Boden einstellen, dann rutscht man auch nicht so leicht aus.
Vor dem Betreten sollte man sich die Hosenbeine hochkrempeln, am besten bis übers Knie, dann bleibt die Hose bei den folgenden Aktivitäten sauber. Um nun Wasser zu werfen, zuerst die Hose runterlassen, bis zum Knie. Aufpassen, daß nichts aus den Taschen fällt! Dann sich mit beiden Füßen auf die Fußrasten stellen, mit dem Rücken zur Wand, Gesicht zur Tür, und entspannt hinhocken. Nicht in die “Skifahrerhocke” gehen, sondern ganz runter, sonst wird die Hose doch dreckig, außerdem kriegt man einen Krampf in den Knien.
Nun das Wasser werfen, entspannt lächeln und sich der Welt erfreuen.
Abschließend geht es an die Säuberung, hierzu die bunte Plastikschöpfkelle mit Wasser füllen. Mit der linken Hand Wasser aus der Kelle nehmen, oder etwas in die hohle Hand gießen und dann gründlich abwischen. Ist am Anfang etwas ungewohnt, die Bewegungen vielleicht vorher zu Hause in der Dusche mal üben, dann fällt es im Ernstfall leichter. Nachdem alles nicht nur sauber sondern rein ist kann man noch mit (selbst mitzubringenden) Papiertüchern abtrocknen, oder einfach ein bißchen warten, dann wird das bei den hitzigen Temperaturen schon von alleine trocken. Papiertücher übrigens niemals in die Schüssel werfen, immer in den bereitstehenden Mülleimer. Die Toiletten sind nicht dafür ausgelegt, Papier wegspülen zu können und verstopfen dann gerne mal.
Zum Schluß wieder anziehen und mit ordentlich Wasser nachspülen, bis alles weg ist. Meist gibt es auch eine Bürste zum Nachsäubern der Schüssel.
Nun noch die Hände waschen. Meist gibt es keine Seite auf öffentlichen Toiletten, deswegen empfiehlt es sich, selbst welche mitzubringen. Ich habe immer eine “Probiergröße” Flüssigseife mit Schraubverschluß dabei, die ist am besten zu handhaben. Mangels Waschbecken die Hände im Plastikbecher waschen, niemals am Wasserhahn des Wasservorrates, den wollen ja andere auch noch benutzen. Zum Händewaschen einfach Hände gründlichst einseifen und dann in der Schöpfkelle abwaschen, eventuell mehrmals mit frischem Wasser wiederholen, insbesondere wenn man gleich essen möchte. Und danach nicht vergessen: Hosenbeine wieder runterkrempeln.
Eigentlich also ganz einfach, oder?
Moderne Hocktoiletten haben statt eines Wasserbeckens und Schöpfkelle eine Art Dusche, die aber im Prinzip genau den gleichen Zweck hat, nur macht man sich hier die Hände nicht schmutzig. Da es kein Wasserbecken mit Kelle zum Wegspülen gibt, gibt es eine Wasserspülung auf Knopfdruck. Und oft gibt es auch beide Toilettenformen als Alternative, so daß man sich seinen Favouriten auswählen kann.
Toiletten sind normalerweise nicht nach Geschlechtern getrennt, nur in moderneren Restaurants oder Einkaufsmalls gibt es diese Trennung. Meist gibt es aber eine Kabine, die extra für wanita (Frau) ausgezeichnet ist, diese unterscheidet sich aber nicht groß von den restlichen, an denen pria (Mann) steht, bis auf die eine, die dann so aussieht:
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Comments
- Sebl says:
#1 2009-04-02 12:58 | na endlich, der lang ersehnte und wichtigste Artikel Wie war das aber nun in HongKong, dort mit HighTech-Toilette (Walgesänge, Dusche, Fön, …?) - Arne P. says:
#1.1 2009-04-02 13:51 (Reply) Die High-Tech-Dinger gibts in Japan, siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Toiletten - Sebl says:
#1.1.1 2009-04-02 19:45 (Reply) Den Artikel kenne ich nur zu gut und verführte schon öfters zu vielen Diskussionen, wieso man sich gerade an dieser wichtigen Stelle der technischen Entwicklung verweigert.
Aber HongKong hat ja vermutlich viel Austausch mit Japan und deswegen die Vermutung. - gatotpriowirjanto says:
#1.1.1.1 2009-04-05 03:36 (Reply) das is gute artikel, damit die andere leute wissen, wie sieht die toilete in indonesia aus.
mungkin juga biar tidak kaget bila datang ke indonesia..
kapan ke indoneisa lagi..?