Kamera putt II
Gegen kaputte Kameras hilft nur eins: Reparieren lassen. Daher war heute Ausflugstag angesagt, in die Mangga Dua Mall, wo es einen Canon Repair Service gibt.
Gegen 11 Uhr sind Niar und ich losgefahren, erstmal mit dem Zug Richtung Jakarta. Tickets lösen und zum Glück hatte der Zug 15 Minuten Verspätung, so daß wir nicht auf den nächsten warten mußten sondern direkt losfahren konnten. Praktisch.
Unpraktisch ist allerdings das Überqueren der Schienen, das ist nämlich nicht abgesichert … einfach drüber und hoffen, daß kein Zug um die Ecke kommt. Unterführung und sowas gibts nicht, und wenn würden die Leute das wahrscheinlich auch nur nutzen, wenn Stacheldraht zwischen den Gleisen läge. Also unter größten Gefahren (naja ) die Seite wechseln und in den Zug springen … lange gehalten hat er nicht und ist schon angefahren, während wir noch eingestiegen sind. Drinnen war es eisigkalt, war nämlich der “Express A/C”, Schnellzug mit Klimaanlage. Die Schaffner haben die Tickets wieder zweimal gelocht, und Niar hat sich nicht getraut zu fragen, warum sie das machen. Schade.
In Jakarta angekommen ins Angkot umgestiegen, 16 Leute passen da rein, plus Fahrer. Sardinen in der Büchse haben es gemütlicher. In Mangga Dua dann das Problem, das Service-Center zu finden. Da gibts nämlich nicht nur eine Mall, sondern gleich mehrere, die alle noch irgendwelche Namenszusätze haben. Wir mußten zu Harco Mangga Dua, nach längerem Suchen haben wir dann auch das unübersehbare Canon-Schild gefunden. Öffnungszeiten sagten: Samstag, halb eins ist noch auf. Also rein und uns sagen lassen, daß wir von zwei Möglichkeiten das falsche Service-Center ausgewählt haben, hier nur Drucker, für Kameras bitte das andere besuchen. Steht leider nicht auf der Internetseite …
Ok, kein Problem, nur wie kommt man da schnellstens hin, da ist nämlich nur noch eineinhalb Stunden auf. Die Wahl fällt auf Taxi, für Angkot mit dreimal Umsteigen haben wir keine Zeit. Der Taxifahrer weiß, wo es hingeht, und schon bald stehen wir vor der Hausnummer 18. Sieht eher aus wie ein zusammengefallene verlassenes Haus als wie ein Service-Center aus. Außerdem ist das nicht Nummer 18BB. Anhand der Plakate auf dem Nachbarhaus haben wir dann herausgefunden, daß wir in der Jl. Garuda sind, nicht Jl. Angkasa. War dem Taxifahrer etwas peinlich, und wir mußten dann auch nur den halben Preis zahlen und er hat uns gebeten, nichts seinem Chef zu verraten … hehe
Pünktlich um ein Uhr sind wir dann endlich angekommen, am Ziel aller Kamerareparaturen: im Canon-Service-Center. Juhu, geschafft! Noch eine Nummer ziehen, bzw. ziehen lassen, hier gibt es für alles ja jemanden. Es gab zwei verschiedene Arten von Nummern: beide dreistellig, nur die eine Sorte mit einer 0 am Anfang, die andere mit einer 4. Die mit 0 sind Anfragen nach Service oder Reparatur, die mit 4 sind was anderes, haben wir nicht rausgefunden, nur daß 4 schneller geht als 0. Die 4-er Nummern sind nur so vorbeigerauscht, bei jeder Durchsage haben wir schon Hoffnung geschöpft, daß endlich mal die Nummern mit 0 vorankommen … nix. Eine halbe Stunde warten. Immerhin gab es einen Kaffeeautomaten. Leider kam da nur Nescafé-löslicher-Plastik-Kaffee raus. Brr. Immerhin umsonst … oder kostenlos … nee, umsonst.
Nachdem ich mich am herumstehenden Produktinformationscomputer durch alle Modelle (besonders die dicken Spiegelreflexkameras für US$ 7.900 sind sehr schick) geklickt habe, war dann endlich unsere Nullnummer dran und wir durften an Beratungsplatz 4 von 7 platznehmen. Wobei nur zwei überhaupt besetzt waren, einer für die 0-er und einer für die 4-er. Zum Glück fing unsere Nummer nicht mit 1 oder 2 an, sonst wären wir wohl gar nicht drangekommen.
Die Frau hinter dem Tresen hat meine Kamera genommen, ein Photo von der Deckenlampe gemacht, traurig geschaut und mit dem Kopf geschüttelt, während sie vor sich hinmurmelte: “ohoh, das wir teuer”.
Oder so ähnlich zumindest. Sie hat gleich die Diagnose gestellt daß mit der Optik was nicht stimmt -- wobei ich nicht weiß, ob der Verschluß auch zur Optik gehört, so keine Kameras bestehen ja nur aus zwei Teilen, Vorder- und Rückseite, die nur komplett getauscht werden können, das kenne ich noch von der letzten (sehr teuren) Reparatur. Für genauere Diagnose sollte ich dann erstmal 400.000 Rp. bezahlen. Von wegen, Arbeitskraft ist billig in Indonesien, das ist der gleiche Servicepauschalpreis wie in Deutschland … Das vermeintlich defekte Teil auszutauschen würde dann nochmal eineinhalb Millionen Rp. kosten … da kann man ja auch gleich eine neue Kamera kaufen, das ist erträglicher.
Und schon gab es ein Angebot für eine neue Kamera: für unter zwei Millionen, nämlich 1.999.999 Rp. (6.5 × 10-5 Euro gespart) gibt es ein Upgrade von Ixus 750 auf Ixus 860, wenn ich die alte in Zahlung gebe. Alternativen: eine Woche warten auf das Untersuchungsergebnis und genausoviel bezahlen oder gar nichts machen und ohne Kamera leben.
Also habe ich mich mal für eine neue Kamera entschieden und bin nun glücklicher Besitzer einer etwas schickeren Kamera als vorher. Naja, noch bin ich glücklich, mal schauen, was noch so kommt
Hier das erste Bild:
Das erste Selbstportrait. Man beachte den Weitwinkel.
Der 15x Digitalzoom …
Spielkram!
Hier waren wir:
Bunte Photomotive fahren hier zuhauf rum, gleich mal knipsen. Hier ein Bajaj:
Anschließend mit dem Taxi zurück zu Mangga Dua, wir sind ja nicht zum Spaß unterwegs und wollen noch Sachen einkaufen. Allerdings ist der Preis dieses Mal etwas höher, der Fahrer kennt den Weg …
Niar braucht eine neue Lesebrille und ich möchte noch T-Shirts kaufen. Bisher habe ich welche aus Bali, Lombok, Sumatra, Yogyakarta und ganz neu aus Hongkong. Nur aus der Stadt, in der ich schon seit Monaten lebe habe ich noch keins, das muß nachgeholt werden. Also mit hinreichend Oberbekleidung eindecken (4,90 Euro für drei T-Shirts) und das erstbeste Brillengeschäft für Niar suchen. Brille aussuchen und dann eine Stunde “Freizeit”, bis die Brille fertig ist. Die Zeit kann man gut nutzen, um ein bißchen was zu essen, heute gab es Tenderloin mit ein paar Pommes. Kein Wunder, daß die Indonesier alle so dünn sind, bei den winzigen Portionen hier.
Blick aus dem 7. Stock in Mangga Dua.
Ganz schön groß: auf 7 Etagen ein Geschäft am anderen … hunderte, tausende.
Und das ist auch das Problem: ein Geschäft neben dem anderen. Diese Geschäfte treten immer geballt auf, so gibt es beispielsweise eine Ecke mit 50 T-Shirt-Läden und eine andere Ecke mit 40 Handy-Läden und wieder woanders gibt es dutzende Unterwäschegeschäfte … und es gibt eben auch ein Stockwerk, in dem sich die Optiker befinden. Heute morgen sind wir von der anderen Seite gekommen, da sah es so aus, als gäbe es nur drei Brillenläden. Wenn man von der anderen Seite kommt, sieht das etwas anders aus, und zum Glück gibt es eine große Vielfalt an Schildern, an denen man den richtigen sofort erkennt. Aaah! 500 Meter mit rosaroten Brillen!
Irgendwann haben wir dann das richtige Optikgeschäft gefunden, aber nur dank des Abholscheines, auf dem die “Adresse” stand, die Shops sind nämlich alle durchnummeriert. Immerhin etwas: das Chaos hat eine versteckte Ordnung.
Endlich alles beisammen, ab nach Hause. Wieder mit dem Angkot zum Bahnhof, Fahrkarte lösen und auf den Zug warten. Der vorherige hatte leider dieses Mal keine Verspätung, so daß wir eine Stunde warten mußten, um mit dem Kühlschrankzug nach Hause zu kommen. Und dann hat der Express auch noch ziemlich rumgebummelt, noch eine weitere Stunde, doppelt so lange wie die Hinfahrt, und wir waren endlich zurück in Depok. Acht Stunden erlebnisreicher und ausgabenfreudiger Tag!
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Comments
- chrschn says:
#1 2009-03-10 21:12 | Ich habe auch seit einem halben Jahr etwa die Canon Ixus 860 und bin recht zufrieden damit. Das Display ist nochmal ein halbes Zoll größer als bei der 750er, dafür muss man aber leider auf einen optischen Sucher verzichten. Naja, man kann wohl nicht alles haben.
Viel Spaß mit der neuen Kamera, und mach weiterhin viele Bilder!
2. Arne P. says:
#1.1 2009-03-11 03:45 (Reply) Hehe, ich kaufe wohl immer die gleiche Kamera wie Du … mal schauen, was die nächste so bringt. Statistisch in zwei Jahren ist die jetzige bei mir wieder kaputt