Aufzug statt Rolltreppen

Vor einiger Zeit habe ich mich über die Rolltreppen in meiner Lieblingsmall beschwert und mir vorgenommen, den Aufzug auszuprobieren. Das habe ich nun gestern, da ich schnell in den dritten Stock zum Essen wollte, getan. Aufzugfahren hört sich einfach an, denkt man sich -- isses aber nicht. Und warum das so ist, erkläre ich Euch jetzt.

Wo der Aufzug ist, wußte ich schon, den habe ich schonmal gesehen, es gibt sogar zwei nebeneinander. Daher habe ich ihn auch recht schnell gefunden, allerdings leuchtete beim einen das Lämpchen “Out of order”, fängt ja schon mal gut an. Beim anderen leuchtete auch ein Lämpchen, das da verkündete: “Auto”. Ich will Fahrstuhl fahren, nicht Auto! Oder bedeutet das “automatischer Betrieb”? Also keiner, der im Keller steht und kurbelt? Oder gehen die Türen automatisch auf, man muß kein eigenes Stemmeisen mitbringen? Oder hält der Aufzug automatisch, ohne daß man Knöpfchen drückt? Wer weiß, wer weiß …

Irgendwann, nach langem Warten, kam dann der Auto-Aufzug und ich bin eingestiegen, glücklicherweise war er grade nach oben unterwegs, das ersparte den Weg in den Keller. Drinnen standen schon Leute, alle mit Blick zur Tür. Warum stehen immer alle Leute im Aufzug mit Blick zur Tür? Gibts da spannende Sachen? Ich stelle mich auf jeden Fall nicht immer mit Blick zur Tür hin. Leute angucken ist viel spannender!

Nun kam die nächste spannende Frage: Wo aussteigen? In Indonesien ist das so, daß das Stockwerk, das sich ebenerdig befindet, nicht Erdgeschoß heißt, sondern erster Stock. So ist zum Beispiel mein Büro in der Uni im zweiten Stock (von Deutschland aus gesehen) im dritten Stock (von hier aus gesehen). Muß man auch erst mal lernen, wenn nach dem zweiten Stock auf einmal die Treppe aufhört. Ebenso wußte ich (vom Rolltreppenfahren), daß ich ins zweite Obergeschoß, also in den dritten indonesischen Stock mußte. Allerdings hatte keiner das Knöpfchen gedrückt, das höchste war der zweite Stock, und der Mensch, der in Kaufhausverkäuferuniform an den Druckknöpfen stand auch nicht. War das der Fahrstuhlführer? Sowas gibts hier ja. Naja, mal abwarten, wie sich die anderen verhalten. Im zweiten Stock sind dann alle ausgestiegen, und ein Blick nach draußen verriet mir: ich bin im dritten Stock. Hmm, zählen Kaufhäuser anders? Das sollte ich beim wieder Runterfahren erfahren. Erstmal raus hier, gar nicht so einfach, wenn einem mindestens so viele Leute entgegenkommen, wie schon im Aufzug sind und einen nicht vorbeilassen. Komisches Konzept: erst reinquetschen, dann rausquetschen.

Doch erstmal was essen, Hühnchen mit Reis für 10.000 Rp. (70 Cent), sehr lecker und schmackhaft. Probleme gab es nur, als ich mit meinem 50.000 Rp.-Schein bezahlen wollte, den konnten die natürlich nicht wechseln (viel Umsatz scheinen die nicht zu machen), so daß die Bedienung erstmal alle umliegenden Geschäfte nach Wechselgeld abklappern mußte.

Nachdem ich dieses erhalten habe, ging es abwärts. Der Aufzug war immer noch im “Auto”-Betrieb, das heißt wohl so viel wie: extra langsam, denn es dauerte ziemlich lange, bis er es wieder in den … hmm, ja, in mein Stockwerk geschafft hatte. Mittlerweile haben sich etwa zehn bis fünfzehn Leute angesammelt, die auch irgendwo hin fahren wollten, und sobald der Aufzug da war, haben alle angefangen, sich reinzuquetschen. Nix mit “erstmal aussteigen lassen, dann einsteigen”. Indonesier sind ja dünn, da ist immer noch Platz, wenn doppelt so viele im Aufzug sind, wie reinpassen.

Und abwärts geht es, allerdings war ich jetzt etwas verwirrt. Wenn ich im zweiten Stock eben eingestiegen bin, wo muß ich dann aussteigen, wenn ich in den Keller, in den Supermarkt will? Ich habe leider beim Einsteigen nicht aufgepaßt, wo ich eingestiegen bin, der erste Stock war es sicherlich nicht, und darunter sind -- in wilder Anordnung auf der Schalttafel -- die Stockwerke “LG”, “G” und “UG”. Lower Ground, Underground? Wer weiß … ob es in Indonesien auch negative Zahlen gibt? -1, -2, -3 … und das Erdgeschoß eine 0. Das wäre mal was, das wäre logisch (für den bei 0 zu zählen anfangenden Informatiker) und leicht verständlich: wenn ich eine Treppe hochgehe, bin ich im ersten Stockwerk, wenn ich null Treppen hochgehe, bin ich im nullten Stockwerk. Naja … vielleicht ist die Aussage: wenn ich eine Treppe hochgehe, bin ich im eineinhalbten Zwischengeschoß mit dem Buchstaben “XG” hier ja allgemein logischer.

Nun wußte ich aber immer noch nicht, wo ich aussteigen muß, also habe ich wieder typisches Lemmingverhalten gezeigt: immer den anderen nach. Da aussteigen wo viele aussteigen und sich nichts anmerken lassen. Leider wollten “viele” wohl nach Hause, so daß ich wieder im Erdgeschoß (allgemein eigentlich erster Stock, hier im speziellen aber nicht) gelandet bin.

Jetzt war mir das zu blöd und ich bin die Rolltreppe nach unten gefahren. So!

 

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  1. Verwirrender Aufzug Ich bin heute wieder Aufzug gefahren und habe dabei besser aufgepaßt, wie er funktioniert und wo er hält. In der Tat ist das Erdgeschoß “G” und der erste Stock “1” und der zweite Stock “2”. Das weic

Weblog: Blog Indonesia
Tracked: Feb 24, 16:14

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