Einen Monat länger
So lange darf ich jetzt hierbleiben, um diese Zeit wurde mein Visum verlängert, mittels vieler Formulare, viel Herumgerenne und vielen Rupiah.
Alles begann damit, daß der Zeitpunkt eintreten sollte, an dem mein Visum abläuft, nämlich am 30.11.08. Da ist ungut, dann muß man nämlich ausreisen und/oder ziemlich viel Geldstrafe bezahlen. Da ich noch etwas länger bleiben wollte habe ich mich mal für die Option Visumsverlängerung entschieden.
Nun ist das aber alles nicht so einfach. Das erste Problem bestand darin, überhaupt rauszufinden, wo man so eine Visumsverlängerung überhaupt bekommt. Das Internet gibt da nicht viel her, ungefähr 97% der Informationen sind für die tollen 30-Tage-keine-Verlängerung-möglich-Touristenvisa (bin kein Tourist, bin Student hier!), die restlichen 3% sagen, daß man zum Kantor Imigrasi gehen soll und 2+1+1+1+1 Verlängerungen machen kann (was das ist? später …). Aber wo genau man hinmuß ist nirgendwo zu erfahren. Der zuständige Mensch in der Indonesischen Botschaft sagte was von “Bogor”, das ist aber sehr weit weg, 15km durch den Großstadtdschungel. Hmm, doof. Dann kam von Niar aber der Hinweis, daß in der Jl. Margonda Raya 41 in Depok (wer das hier über Google-Suche findet: bitte einen Kommentar hinterlassen! ) sich das Kantor Imigrasi befindet, das für mich zuständig ist. Das ist doch schon mal gut, die Uni ist Hausnummer 100, also ist das nicht so weit weg.
Das nächste Problem nun: jemanden zu finden, der mich zum Kantor Imigrasi begleitet. Alle Leute, die sich sonst um mich kümmern sind ja mit Akkreditierung beschäftigt. Da das Kantor Imigrasi aber nicht ganz so weit weg ist, ist Niar (die auch in der gleichen Straße wohnt), morgens vorbeigegangen und hat die Unterlagen zum Ausfüllen geholt. Didi hat mich später begleitet und mit denen verhandelt. Vielen Dank an Euch!
Doch wer nun denkt, Visumsverlängerung ist einfach, täuscht sich: es ist nur teilweise einfach.
Es gilt, Formulare, Kopien und Schreiben zu sammeln.
Diese Unterlagen bestehen aus einem schicken rosa Aktendeckel, in dem sich verschiedene Formulare befinden, die es nun auszufüllen gilt. Dreimal Name, Geburtstag, -ort und Adresse und verschiedene andere Angaben ausfüllen, dann noch ein Schreiben von der Uni als Sponsor und ein Formular des Professors, der zuständig ist, sowie eine Kopie seines Ausweises, Kopie meines Ausweises und des bisherigen Visums, außerdem noch eine Kopie des Empfehlungsschreibens des Botschaftsmenschen, das ich beim ersten Mal Visum beantragen bekommen habe. Was vergessen? Hoffentlich nicht.
Das alles kommt in die Mappe rein und wird nach Berarbeitung in in endloslangen Regalen mit vielen anderen rosa Mappen im Kantor Imigrasi gelagert.
Wir sind heute morgen gleich früh dorthin gefahren und haben alles abgegeben, alles wurde zusammengetackert und mehrfach abgestempelt mit verschiedenen Stempeln, anscheinend gibt es für jedes Formular einen eigenen Stempel, wie das halt so ist auf Behörden, man kennt das ja.
Nur das auf dieser Behörde alle sehr freudlich waren, nicht so griesgrämig wie man das sonst so kennt. Während wir gewartet haben ist draußen einer aufs Dach geklettert und hat Früchte vom Baum gepflückt und den anderen zugeworfen, die hatten viel Spaß dabei. Das will ich bei uns mal sehen, lachende Beamte!
Die Sachbearbeiterin hat alle Unterlagen entgegengenommen, es hat aber das Anschreiben gefehlt. Also hat sie mir von jemandem anderes das Anschreiben gezeigt, ich habe es von Hand abgeschrieben und meinen Namen und meine Daten an den entsprechenden Stellen eingesetzt. Dann erstmal ein bißchen warten, auf die peinliche Befragung durch den nächsten Sachbearbeiter. Wir wurden in ein Hinterzimmer gebeten, hier wurde erstmal mein Anschreiben für nichtig erklärt, das ist nämlich gar kein Anschreiben, sondern ein Empfehlungsschreiben vom Sponsor (also die Person/Institution, die für einen bürgt). Für mich selbst bürgen geht ja nicht, also war das das erste fehlende Schreiben. Zusätzlich braucht man dann noch eine Kopie des Ausweises des Sponsoren, zweite fehlende Sache. Ansonsten waren die Unterlagen komplett, im Prinzip gar nicht mal so schlecht dafür, daß niemand wußte, was man eigentlich braucht. Didi hat erklärt, daß ich als Student hier bin und keine Forschung betreibe und eventuelles Wissen aus dem Land schmuggle … Anscheinend muß man sich als Forscher noch bei anderen Ämtern anmelden und angeben, was man so forscht. Werde ich mal recherchieren.
Nachdem der erste Anlauf also nur halb erfolgreich war, sind wir in die Uni zurückgekehrt, ich habe in einer Sitzungspause die fehlenden Unterlagen besorgt, nach dem Mittagessen sind Didi und ich wieder zum Kantor Imigrasi Depok gefahren. Nun war alles vollständig und meine Daten wurden in verschiedene Bücher eingetragen, Computer is nich. Dann wurde die Akte wieder an den Investigativsachbearbeiter weitergereicht, das heißt: warten. Nach einer Viertelstunde kam er aus seinem Büro und hat seinen Eßteller abgestellt. Aha, deswegen dauert das so lange. Anscheinend war alles vollständig ausgefüllt, denn nach weiteren drei Minuten durften wir eine Stufe aufsteigen, der nächste Mensch hatte zwei Streifen auf seinem Schulterklappe, alle anderen nur einen. Später habe ich noch einen mit drei Streifen gesehen, wahrscheinlich für Härtefälle zuständig. Auf jeden Fall galt es nun die Einzelheiten auszuhandeln: Ab wann und wie lange gilt das Visum, und ganz wichtig: wie ist das mit der nächsten Verlängerung und was kostet es.
Man kann das Visum viermal verlängern lassen, jeweils um 30 Tage, zusätzlich zu den 60 Tagen “Grundvisum”. Daher 2+1+1+1+1 = 6 Monate Gesamtdauer. Wobei das auch nicht stimmt, ein Monat hat im Schnitt 30,417 Tage, das macht einen Strich durch die Rechnung, da 6 Monate nach Visumsrechnung 180 Tage, “in echt” aber 182,5 Tage sind. Da fehlen also irgendwo zwei Tage. Dadurch, daß ich erst am 2. Oktober eingetroffen bin, fehlt mir immerhin nur ein Tag. Mal schauen, ob ich den auch noch irgendwie raushandeln kann, ansonsten muß ich für die 15 Stunden und 15 Minuten, die ich noch hier bin, “Overstay” bezahlen, das sind wohl 20USD pro Tag. Oder am Flughafen übernachten, das haben auch einige Tipgeber im Internet vorgeschlagen. Falls man länger als die sechs Monate bleiben möchte kommt doch wieder Bogor ins Spiel, da sitzt die nächste übergeordnete Behörde, die dann zuständig ist. Außerdem wurde schon angekündigt, daß ich nächstes Mal Fingerabdrücke abgeben muß. Da bin ich mal gespannt.
Mein Visum gilt nun also bis zum 30. Dezember, hier das nächste Problem: zu dem Zeitpunkt bin ich in Bali. Ungünstig, dann da das Kantor Imigrasi aufzusuchen, fremde Stadt, keine Unterstützung. Daher hat der Sachbearbeiter vorgeschlagen, daß ich wiederkommen kann, bevor ich abfliege, also am 18. Dezember, und dann kriege ich die Verlängerung für den Januar. Die Kosten für die Verlängerung sind mit 250.000 Rp. nicht sehr teuer (ca. 17 EUR), allerdings wollte ich keine 4 Tage warten, bis alle Unterlagen überprüft sind etc., da ich zu dem Zeitpunkt schon in Bali bei WOSOC sein werde. Dafür gibts den “Express-Zuschlag”, den Didi auf einen studentenverträglichen Preis runtergehandelt hat (trotzdem noch viel: 350), so daß die Bearbeitungszeit sich auf 20 Minuten verkürzt hat. Komisch, daß das auf einmal so schnell geht.
Und nun bin ich stolzer Beisitzer eines weiteren Stempels im Reisepaß. Baik!
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